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„Haltestellen“ verbinden die meisten Menschen mit lästigen Wartezeiten. Warum diese nicht als „Gedankenzeit“ nutzen, um über „Gott und die Welt“ nachzusinnen, sich zu erlauben, seine Gedanken schweifen zu lassen, möglicherweise auch, um an so einem ungewöhnlichen Ort sogar Gott zu begegnen? Von diesen Gedanken ließ Gemeindereferent Rainer Kraus sich wohl leiten, als er dieses besondere spirituelle Angebot aus der Taufe hob.

Ideengeber für dieses außergewöhnliche Projekt war die Buslinie 62, die alle vier Pfarreiengemeinschaften des Pastoralen Raums Elsenfeld ansteuert. Als erste „Haltestelle“ wurde das Bürgerhaus in Dornau gewählt, wo sich am Abend des 24. Oktober etwa 45 Menschen versammelten, um für 30 Minuten gemeinsam den Alltag zu unterbrechen und inne-zu-„halten“. Zunächst gab Rainer Kraus einen kurzen historischen Überblick zu Hintergründen und Entstehungsgeschichte der Gemeinde, den manche Einheimische gern durch ihre persönlichen Erfahrungen in und mit ihrem Heimatdorf ergänzten.

Das gemeinsam gesungene Lied „Ich mach Station am Weg, auf dem ich geh“, wunderbar von Herrn May mit der Gitarre begleitet, stimmte auf das Thema „Haltestelle“ ein. Im Erntedankmonat Oktober stand sie passenderweise unter dem Motto „Dankbarkeit“ - nicht allein für die Fülle der Ernte, sondern auch für all das, was im eigenen Inneren wachsen und sich entfalten durfte und nicht zuletzt natürlich auch für die Menschen, die uns zur Seite gestanden, vielleicht auch hin und wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.

An der Bushaltestelle in Dornau steht eine optische Geschwindigkeitsanzeige, welche das erlaubte Fahrtempo mit einem Smiley belohnt. Es wirkt wohl deshalb tatsächlich so gut, las Kraus aus einem Text von Thomas Weiß vor, weil Jeder doch gerne angelächelt werden möchte, anstatt seinem Gegenüber die Betrübnis ins Gesicht zu schreiben. Und so wurden die Teilnehmer dazu angeregt, auch immer wieder in ihrem eigenen Leben ein wenig Tempo herauszunehmen, einen Gang herunterzuschalten, die Sinne zu öffnen für die Freude an einem guten Duft, Klang, an offenen Augen und Ohren oder einer helfenden Hand. So können Menschen gegenseitig optische „Geschwindigkeitsregler“ füreinander sein und sich ein Lächelns schenken. Möglicherweise wird dabei sogar spürbar, wie sich im Gesicht des anderen ein „Gotteslächeln“ spiegelt. Ein „Gebet an den Straßen“ als Fürbitten, das Vaterunser sowie das „Irische Segenslied“ mit dem Wunsch, dass Straßen uns zusammenführen mögen, rundeten die spirituellen Impulse ab, bevor nach einem Segen Jeder wieder seine eigenen Wege ging. Ein Erinnerungskärtchen für jeden Teilnehmer, quasi als „Haltestelle für daheim“ wurde am Ende ausgeteilt, um immer mal wieder zu entschleunigen und eine „Haltestelle“ im Alltag zu nehmen.

Alle Interessierte sind herzlich eingeladen zum nächsten Halt am 22.11.22 in Ebersbach an der Kirche. Nähere Informationen können der Homepage der Pfarreiengemeinschaften, den Amtsblättern und sozialen Medien entnommen werden.

Haltestelle Dornau IMG 1905

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