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DREIFALTIGKEIT – A – Joh3,16-18          07.06.2020

Solang es Menschen gibt, haben sie versucht, sich ein Bild von Gott zu machen, ihn zu begreifen. Sie wollten vor allem wissen, wie Gott ist und wie er zu uns Menschen steht.

Meine lieben Mitchristen!

Eine alte Legende erzählt von einem König, der über vieles in der Welt nachgedacht hat. Eines Tages stand er auch vor der Frage: Wer ist Gott? Er fand keine Antwort, die ihm genügte. Da ließ er die weißesten Männer seines Reiches kommen und legte ihnen die Frage vor: „Wer kann mir sagen: „Wie ist Gott?“ Drei Tage habt ihr Bedenkzeit. Die Weisen berieten sich und fanden keine Antwort.

Da meldete sich beim König ein armer Hirte: „Lass mich die Antwort geben.“ Er sagte zum König: „Schau in die Sonne!“ Der König entgegnete: Das ist unmöglich! Da kann ich nichts sehen. Da werde ich blind. Da erwiderte der Hirte: “Wenn schon die Sonne, ein Geschöpf Gottes, dich blendet, um wie viel mehr muss dich Gott der Schöpfer, blenden!“

Die Bibel spricht von Gott, der in unzugänglichem Licht wohnt. Aber so wie wir aus den Strahlen der Sonne, etwas von ihrer Glut erahnen können, so können wir etwas vom Geheimnis Gottes erahnen auch in unserem Leben. Die Bibel spricht oft in bildhaften Vergleichen vom Wirken Gottes in der Welt und im Leben der Menschen. Sie spricht davon, dass Gott in sei-nem Sohn Jesus Mensch wurde, einer von uns, unser Bru-der. Sie spricht davon, dass Gott uns den verheißenen Bei-stand schicken wird, Gottes guten Geist, den Heiligen Geist. In den Texten der Bibel erfahren wir, dass Gott kein Gott der Ferne weitab von den Menschen ist, sondern ein Gott der Nähe, der mit uns den Weg durch unser Leben geht weil er will, dass es gelingt. Vor allem spricht unsere Heilige Schrift immer wieder davon, dass Gott Liebe ist und er unsere Welt liebt, wie wir im Evangelium gehört haben.

Die alte Legende, die ich anfangs erzählt habe, hat noch eine Fortsetzung. Der König sitzt in königlichem Gewand auf sei-nem Thron, der Hirte steht in einem ärmlichen, zerrissenen Gewand vor dem König. Der König stellte dem Hirten eine zweite Frage: „Aber was tut Gott?“ Er erwiderte: „Ich will es dir sagen. Erlaube mir, dass wir den Platz und die Kleider tau-schen.“ Der König war einverstanden. Er zieht das Bettlerge-wand des Hirten an und lässt dem Hirten sein Königsgewand umlegen und ihn auf seinem Thron Platz nehmen. „Schau, König,“ sagte der Hirte, „das tut Gott. Der große Gott steigt her-ab in unser armseliges Menschsein, hebt uns empor und lässt uns auf seinem Thron Platz nehmen.“

Der große Gott steigt herab in unser armseliges Menschsein. Gott lebt nicht an uns vorbei, denn er hat uns gewollt, ge-schaffen und beim Namen gerufen. In Jesus hat er unsere Kleider angelegt und unseren Platz eingenommen, um den bildhaften Vergleich der Legende aufzugreifen. Er hat uns Gottes guten Geist als Beistand gesandt, der auch in unserem Leben ganz unerwartet neues schaffen kann.

Gott liebt uns. Das ist das Geheimnis des dreifaltigen Gottes, des Vaters, der uns ins Dasein gerufen hat, des Sohnes, der uns erlöst hat, des Heiligen Geistes der uns beisteht. Gott kommt uns in seiner Liebe entgegen und wir? Nehmen wir sie an?

Diakon Wolfgang Schwaab

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