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Im Vergleich zur langen Geschichte des Christentums ist das Christkönigsfest ein sehr junges Fest. Erst 1925 wurde es durch Papst Pius XI. in den Kirchenkalender eingeführt, um angesichts der totalitären Systeme der damaligen Zeit und gegen jeden Führerkult die Frage zu stellen: Wer ist denn der eigentliche Herr dieser Welt? Wer ist denn wirklich unser König? Und die Antwort, die dieses Fest uns gibt, lautet: Jesus Christus ist unser König.

Meine lieben Mitchristen!

Zugegeben, das ist nicht für jeden verständlich, denn Jesus Christus ist anders als die Könige dieser Welt. Er hält auch Audienz aber nicht auf einem Thron, sondern am Kreuz, wie wir im Evangelium gehört haben, nicht mit Pomp sondern äußerst spärlich begleitet. Auch sein Hofstaat ist gewöhnungsbedürftig: Zwei Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt wurden. Eine ganze Reihe von Leuten, die ihn verspotten, denn seine Freunde, die er sich ausgewählt hatte, auf die er gebaut hatte, haben sich aus den Staub gemacht, dann das, was da geschehen ist, war zu viel für sie. Ja, es stimmt: Mit den herkömmlichen Königen kann Jesus nicht mithalten. Er trägt keine Krone aus Gold sondern die Dornenkrone. Er kommt nicht in einer Staatskarosse sondern auf einem Esel zu seinem feierlichen Einzug in Jesusalem. Er sitzt nicht auf einem Prunksessel, er hängt am Ende am Kreuz. Jesus ist ein ungewöhnlicher König, ein König auf Augenhöhe mit denen, für die er König sein will, einer der auf der Seite der Opfer steht. Auf der Seite der Geschundenen unserer Tage: Die von Krieg und Terror Gekennzeichneten. Die Gefolterten und ihrer Würde Beraubten. Die Hungernden, die Verzweifelten, die ohne Perspektiven. Dieses ungewöhnliche Königtum durchzieht sein ganzes Leben: In Armut und Elend in einem Stall geboren, von den verachteten Hirten wie ein König verehrt, später von einer Gruppe einfacher und ungebildeter Menschen umgeben, die ihn ihren Rabbi nennen, geht er konsequent seinen Weg. Er macht die Erfahrung, dass die Kleinen der damaligen Zeit, die Geschundenen und Verachteten sich seiner Botschaft am ehesten öffnen. Der Zöllner Zachäus öffnet ihm sein Herz und seinen Geldbeutel, die Schuld der Prostituierten löst sich in den Tränen, die seine Füße benetzen. Die Sünder erfahren seine Tischgemeinschaft. Die Ausgesetzten und Ausgegrenzten stellt er wieder in die menschliche Gemeinschaft und die Hartherzigen versucht er mit seiner Botschaft zu gewinnen.

Im Umgang mit den Menschen seiner Zeit, da gibt er sich so, wie wir es von einem guten König erwarten, der sich die Not seines Volkes zur Aufgabe macht, denn, nicht Prunk und Pomp machen das Königtum Jesu aus, sondern es ist seine Zärtlichkeit, seine Behutsamkeit, seine Feinfühligkeit, mit denen er auf die Menschen zugeht. Er ist ein König, der keine Untertanen oder Bedienstete braucht. Im Gegenteil, er ist ein König, der uns zu Königskindern macht, der unsere tiefe Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung, unsere Sehnsucht, zu lieben und geliebt zu werden, kennt und erfüllen will. Zu einem solchen König müssen wir nicht auf Knien rutschen, nein dieser König will, dass wir ihm aufrecht entgegengehen und ihm auf Augenhöhe begegnen.

Bei der Vorbereitung dieser Predigt bin ich auf einen Text von Guido Groß gestoßen:

„König Du, hinabgestiegen zu den Sorgen und Ängsten derer,
die ums Überleben kämpfen.
König Du, heruntergekommen an die Seite derer,
die nicht weiterwissen und nur traurig sind.
König Du, ganz nah bei denen,
die nichts zu essen haben,
die schuldlos sterben mit einem Schrei auf den Lippen.
König Du, der auf Herrlichkeit verzichtet,
um da zu sein für andere.
Bruder der Menschen und so König der Herrlichkeit.“

Diesen König feiern wir jedes Jahr am Christkönigsfest. Wir feiern einen König der Ohnmacht für die Ohnmächtigen. Einen heruntergekommenen König im wahrsten Sinne des Wortes. Und das ist unsere Chance, weil auch wir mit unserer Ohnmacht und Sorge, unseren Ängsten und Unvollkommenheiten von ihm verstanden und gehalten werden bis wir einmal endgültige Heimat bei ihm finden. Und noch etwas ganz Wichtiges: Wir alle sind Königskinder, wir haben alle bei unserer Taufe und Firmung durch die Salbung mit Chrisam diese königliche Würde bekommen. Christus, unser König, schenkt mir Würde und Anerkennung so wie ich bin.

Was brauchen wir mehr?

© Diakon Wolfgang Schwaab

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