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Das Corona-Virus hat uns Pilgern einen Strich durch unsere Planungen gemacht.

Gebuchte Flüge konnten nicht angetreten, reservierte Herbergen mussten storniert, mühsam erarbeitete Urlaubszeit konnte nicht verwendet werden. Die ganze Vorfreude verpuffte, und Enttäuschung trat an ihre Stelle.

Und dennoch ist das alles nichts, im Vergleich zu den Sorgen der Herbergen, Cafés und Restaurants entlang der Jakobswege, die nun nicht mehr wissen, wie sie wirtschaftlich überleben können.

Und selbst deren Sorgen sind nichts, im Vergleich zu den Sorgen der tausenden Gefährdeten, der Kranken, der Verstorbenen und ihrer Angehörigen.

Kurzum, es gehen Wellen umher dieser Tage, die sind voller Sorgen, Ängste und Unsicherheiten. Und mancher von uns fühlt sich darunter begraben.

Es herrscht Stille

Doch für die meisten von uns herrscht plötzlich eine ungekannte Stille. Wir verbringen Stunden und Tage und bald auch Wochen zuhause. Langsam treffen wir wieder Freunde. Das “social distancing” ist eine soziale Hungerphase, unter der wir alle leiden. Langsam löst es sich wieder.

Und dann ist da noch der Jakobsweg, der zwar unseren Namen ruft – doch wir können seinem Ruf in diesem Jahr in der gewünschten Form nicht folgen. Auch das tut weh, und das damit verbundene Leid und die Enttäuschung dürfen wir uns auch zugestehen.

Wir ahnen, dass hier aus all dem Schmerz und aus der Unsicherheit auch etwas Gutes erwächst. Es sind die ersten kleinen Samen, die wir in unserem Alltag bereits erkennen.

Die Blasen platzen

Wir konnten lange Zeit unsere Lieben nicht mehr besuchen. Uns ist klarer geworden, wie wichtig wir einander sind.

Dadurch, dass wir viel Zeit für uns hatten, Zeit zum Nachdenken, vielleicht auch zum Gebet ist die Oberflächlichkeitsblase geplatzt, die uns zwingt tiefer hin zu schauen.

Lange Zeit haben wir nicht mehr spontan shoppen können. Vielleicht haben wir entdeckt, wie wenig wir die neuen Schuhe wirklich vermissen. Die alten taugen auch. Es ist als würde gerade eine Konsumblase platzen, die uns zwingt zu sein – anstatt zu haben.

Je länger wir mit Ryanair nicht mehr für den Gegenwert eines Abendessens quer durch Europa fliegen können, desto klarer wird uns, wie wenig wir das eigentlich brauchen. Der eigene Balkon ist auch schön. Es ist als würde gerade eine Mobilitätsblase platzen, die uns zwingt angekommen – anstatt nur unterwegs zu sein.

Und je länger wir nicht mehr von einem Termin zum nächsten hetzten können, desto klarer wird uns, wie wenig wir das jemals wollten. Erfolg ist kein tragender Wert. Es ist als würde gerade eine Leistungsblase platzen, die uns zwingt im Jetzt zu sein – anstatt immer nur im Morgen.

Die Samen der Hoffnung

Und dennoch sind das alles nur Samenkörner, umgeben von einem Meer aus Unsicherheit und Angst, und gerahmt von der Gewissheit, dass da noch viel mehr Veränderung auf uns zu kommen wird, ob wir das wollen der nicht.

Diese Samenkörner, die können wir vor lauter Unsicherheit und Angst ignorieren. Dann bleiben sie als Körner im Dreck stecken.

Wir können uns aber auch entscheiden diese Samenkörner zu gießen. Wir können einmal am Tag etwas Wasser der Hoffnung drauf geben, damit sie nicht vertrocknen. Und wir können sie ins Licht der Zuversicht stellen, damit sie wachsen.

Mit der Hoffnung und mit dem Glauben an eine Zeit nach den Sorgen bereiten wir so den Weg für Zuversicht und für mehr Liebe.

Und dieser Weg kann auch unser Jakobsweg sein.

Schenken wir ihm also Glaube (daran, dass alles gut werden wird), Liebe (auf dass der Weg ein guter ist), und es wird neue Hoffnung entstehen.

Jakobsweg 2021 – Glaube, Liebe, Hoffnung Jakobsweg2021

Denn nach Corona gehen wir pilgern. Ehrenwort!

Wenn also das ganze Corona-Zeug an uns allen vorüber gegangen sein wird, dann gehen wir auch, und zwar auf den Jakobsweg.

Das kann ein großer Weg sein wie der Camino Frances, oder auch ein kleiner Weg am Wochenende irgendwo zuhause. Aber eines ist sicher: wir werden wieder gehen. Die aktuelle Situation hat uns dazu veranlasst den Jakobsweg in diesem Jahr in Frankreich nicht zu gehen. Normalerweise wären wir ab 25. Juli von Condom bis ca. 250 km nach St-Jean-Pied-de-Port dem letzten Ort in Frankreich unterwegs bevor es nach Spanien weiter geht. Das Pilgern wird sich in diesem Jahr auf Tagestouren und eine 4 tägige Pilgerreise auf dem Jakobsweg in Richtung Speyer konzentrieren.

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